Städtebaulicher Wettbewerb 3. Preis (1044)

Kein zweiter Platz, dafür zwei dritte Plätze. Der Hinweis des Preisgerichts ist angekommen. Trotzdem konnte auch das Gremium dem Entwurf von ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH aus Köln mit der Planergruppe GmbH aus Essen einiges abgewinnen. Die Arbeit hat eine „sehr starke städtebauliche Programmatik, die wichtige und zentrale Ansatzmöglichkeiten für eine neue Verbindung der Ortsteile vorschlägt“. Ah ja. Moment. Was?

Besser kann man schon etwas mit dem wortspielhaften Titel der Arbeit „Linkin‘ Parks“ anfangen. Die Verfasser:innen erkennen nicht nur eine Abfolge von Grünflächen vom Wittringer Wald über die Kleine Steinhalde, die Entwicklungsflächen und den Bürgerpark Butendorf weiter nach Süden u.a. über den Bereich an der Jugendkunstschule zurück zu den südlichen Potenzialflächen, sondern ähnliches auch im Bereich der Innenstadt. Jovyplatz und das Wäldchen am Riesener Gymnasium sind hier die zentralen Flächen. Den Sprung nach Süden gilt es noch zu entwickeln (s. Leitidee).

Einbindungsplan © ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS und Planergruppe GmbH
Leitbild © ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS und Planergruppe GmbH

Dafür wird auch hier eine zentrale Verbindung für den Fuß- und Radverkehr zwischen Wilhelmstraße und der Verbindungsstraße auf dem Tunnel entwickelt und bis zur Bergmannstraße fortgeführt. Baulich wird nachverdichtet, Bestandsnutzungen werden ersetzt bzw. ergänzt. In diesem Bereich soll in Zukunft vor allem gewohnt werden (s. Lageplan des nördlichen Bereichs).

Der Übergang über die Verbindungsstraße wird von den Verfasser:innen nicht nur über die Wegeverbindung und einen ausgeprägten Bereich der Straße, der der Querung vorbehalten ist, gestaltet, sondern auch über die Nutzungen in den neuen Gebäuden. An dieser Stelle wird die Realisierung eines Campus vorgeschlagen und zwar beidseits der Straße, an der damit ein Schwerpunkt für das Arbeiten entsteht.

Den Übergang zum „Wohnstadtteil“ Butendorf gelingt in diesem Entwurf besonders gut über eine ausgeprägte grüne Schneise, in der auch unterschiedliche Nutzungen aus dem Bereich Sport und Freizeit vorgeschlagen werden. Die Bebauung entlang der Bergmannstraße orientiert sich stark an der gegenüberliegenden Bestandsbebauung. An Steinstraße kann zudem gearbeitet werden, an der Horster Straße entsteht ein Mobilitätshub, das den Bedarf an Parkraum für das gesamte Quartier abdecken soll.

Dieser zentrale Ansatz für den Umgang mit dem motorisierten Verkehrs zieht sich über das gesamte Plangebiet, sowohl durch oberirdische als auch unterirdische Lösungen.

Lageplan - nördlicher Bereich © ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS und Planergruppe GmbH
Perspektive Technologiepark mit Übergang Richtung Innenstadt © ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS und Planergruppe GmbH
Lageplan - südlicher Bereich © ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS und Planergruppe GmbH

Wie man sich den Freiraum entlang des Wittringer Mühlenbachs in Zukunft vorstellen könnte, arbeitet dieser Entwurf besonders heraus. Der Fußweg entlang der Verbindungsstraße entfernt sich von der Trasse und quert den Bach an mehreren Stellen, so dass ein Freizeitpfad entsteht.

Auf der Fläche an der Harsewinkelstraße entsteht ein hohes Gebäude mit quadratischer Grundfläche direkt an der Schützenstraße, um den Stadteingang zu betonen. Eine Lösung, die das Preisgericht nicht zu würdigen wusste. Im rückwärtigen Bereich ist u.a. Platz für eine Kita direkt am Wittringer Wald.

Im Süden legen die Verfasser:innen den Schwerpunkt auf das Wohnen. Allerdings überzeugt die städtebauliche Gestaltung das Preisgericht nicht. Zusammen mit der zusätzlichen Nordsüdachse zur Erschließung stellt die geplante Bebauung weder eine Verbindung zum Wittringer Wald noch zur Wohnbebauung von Butendorf her. Statt eines Platzes direkt vor dem Freibad, wird die zentrale Querung über die Verbindungsstraße in diesem Bereich zwischen Freibad und Stadion verortet, die neue Westostverbindung vom Wittringer Wald nach Butendorf endet aber an der neuen Erschließungsstraße ohne Weiterführung in den Stadtteil.

Blick von Süden Richtung Freibad und neuem Quartier © ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS und Planergruppe GmbH

Zwar gibt der Entwurf dem Freiraum eine besondere Stellung über das gesamte Plangebiet von „37° Nordost“ hinweg, aber den hohen städtebaulichen Ansprung des Entwurfs vermögen die grünen Bereiche laut dem Preisgericht nicht zu unterstützen.

Jedes der drei preistragenden Büros hat die Chance auf eine weitere Beauftragung. Die Inhalte des Lageplans sind dabei weiter auszuarbeiten sowohl die Bebauung als auch der Freiraum. Aufgrund der Platzierung und dem Abstand zum ersten Preis startet dieses Team mit einem Rückstand in der Vergabeverfahren. Angesichts der vielen positiven Aspekte, die den Entwurf von den nicht prämierten Arbeiten abhoben haben und die vom Preisgericht entsprechend gewürdigt wurden, könnte aber auch dieser Lösungsansatz die Grundlage für eine Weiterbearbeitung sein.

3. Preis            Arbeit 831947 / Kennzahl 1044

Stadtplanung  

Büro:                ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH, Köln

Verfasser:         Sebastian Hermann

Mitarbeit:         Daniel Richter, Ulrich Hundsdörfer, Darleen Ertelt, Judith Freund, Annika Harkemper

Landschaftsarchitektur

Büro:                Planergruppe GmbH, Essen

Verfasser:         Thomas Dietrich

Mitarbeit:         Bianca Porath, Kerstin Wagener, Daniela Jell