Eine Straße, die verbindet

Die eine Straße soll im Tunnel verschwinden und dafür kommt eine neue oben drauf? Hört sich im ersten Moment etwas merkwürdig an. Wofür brauchen wir diese Straße? Wie soll sie aussehen und was soll sie können? Bereits seit 2018 beschäftigt sich die Stadt Gladbeck mit der Gestaltung der Verbindungsstraße. Mit Hilfe der Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs kann die Straßenplanung nun weiter konkretisiert und an den Städtebau angepasst werden.

Die heute bestehende Bundesstraße 224 (B 224) ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen im Ruhrgebiet. Entsprechend groß ist das Verkehrsaufkommen. Aktuell fahren jeden Tag ca. 40.000 Fahrzeuge über die B 224. Diese Verkehrsmengen sind ähnlich wie bei einer Autobahn. Neben dieser überörtlichen Bedeutung erschließt die B224 gleichzeitig die Stadtteile Stadtmitte, Butendorf, Ellinghorst und Brauck in Gladbeck über insgesamt vier Knotenpunkte. Durch den Bau der A 52 in Tunnellage entfallen diese direkten Anschlüsse. Das bestehende Straßennetz kann die daraus entstehenden Verkehrsverlagerungen nicht alleine aufnehmen, so dass eine städtische Straße auf dem Tunnel notwendig wird: Der Arbeitstitel hierfür ist „Verbindungsstraße“. Auch die neu entstehenden Halbanschlussstellen der A 52 machen die Verbindungsstraße notwendig. Denn, an jeder Anschlussstelle kann nur jeweils in eine Fahrtrichtung auf- bzw. ab gefahren werden. Ohne die Verbindungsstraße müssten stets Umwege durch das Stadtgebiet gefahren werden, um in die gewünschte Fahrtrichtung auffahren zu können.

Auch wenn eine neue Straße entsteht, werden die Belastungen durch Lärm und Abgase, im Vergleich zu heute, reduziert, da der Großteil des Verkehrs auf der B 224 in den Tunnel der A 52 verlagert wird. Auf der Verbindungsstraße werden voraussichtlich zwischen 5.800 bis 8.200 Fahrzeuge an einem Tag fahren. Zum Vergleich: auf Landstraße und Grabenstraße fahren heute zwischen 7.500 und 11.000 Kfz am Tag. Die Zahlen unterscheiden sich, je nach dem welchen Abschnitt man sich anschaut.

Technische Planung der Städtischen Verbindungsstraße auf dem Tunnel im Abschnitt zwischen Goethestraße und Horster Straße

Für den Verkehrsfluss in Gladbeck ist die Straße also zukünftig notwendig. Aber das Ziel von 37° Nordost heißt „zusammenwachsen“. Eine besondere Aufgabe, zu deren Erfüllung auch die Straße ihren Beitrag leisten muss, während bei ihrer Planung gleichzeitig alle Verkehrsarten und deren Ansprüche annähernd gleichwertig berücksichtigt werden sollen.

Im Jahr 2021 wurde eine erste Vorentwurfsplanung der Verbindungsstraße nach den Vorstellungen der Stadt von Fachplaner:innen aus dem Bereich Verkehr erarbeitet. Grundsätzlich wurden die begleitenden Elemente Radweg, Fußweg und Grünflächen über die gesamte Strecke von der Phönixstraße bis Grabenstraße berücksichtigt. Entlang der Sportflächen soll ergänzend eine Promenade zwischen Wittringer Wald und Straße entstehen, mit breiten Wegen für Radfahrende und zu Fußgehende.

Technische Planung der Städtischen Verbindungsstraße auf dem Tunnel auf Höhe des Freibades

Alle Kreuzungen sollten nach diesem Entwurf als Kreisverkehre ausgebildet werden. Der Verkehr kann hierdurch gut „abgewickelt“ werden, zudem sind Kreisverkehre auch für den Rad- und Fußverkehr von Vorteil. Ziel soll es darüber hinaus sein, die Straße auf dem Tunnel als Allee zu gestalten. Weitere Grünflächen sollen der Straße zudem eine „grüne Verbindungsfunktion“ ermöglichen.

Diese Planung wurde dann den teilnehmenden Teams im städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb als Teil der Aufgabenstellung zur Verfügung gestellt. Der städtebauliche Entwurf und die fachliche Verkehrsplanung sollten also sofort verknüpft werden. Manche Bereiche wurden streng vorgeben, andere aber auch für neue Ideen freigegeben: so z.B. der Bereich um die Horster Straße entlang der Potenzialflächen an der Uhlandstraße sowie von Festplatz und Großer Steinhalde.

In den nächsten Wochen und Monaten soll die bisherige Planung an die Ergebnisse des Wettbewerbsgewinners angepasst werden. Neben den Fragen nach den Kreuzungsformen und der Radverkehrsbrücke sind noch viele weitere Fragen zu beantworten, zum Beispiel: Wie sollen Querungsstellen konkret aussehen? Wie sollen Grünflächen ausgestaltet werden? Wo muss es weitere Zufahrten zu den Quartieren geben? Am Ende müssen Verbindungsstraße und Städtebau gut zueinander passen.

Die Städtische Verbindungsstraße auf dem Tunnel im Bereich zwischen Goethestraße und Horster Straße im städtebaulichen Entwurf (beispielhaft an einem der dritten Preise aus dem Wettbewerb) © ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS und Planergruppe GmbH

Sind all diese Entscheidungen getroffen, erstellt ein Fachplanungsbüro eine detaillierte Planung der Straße für die Stadt. Außerdem muss ein Bebauungsplan für die Straße vorbereitet werden. In einem Bebauungsplan wird festgelegt, auf welchen Grundstücken, welche bauliche Nutzung erlaubt ist, so auch Verkehrsflächen. Der Bebauungsplan schafft dann Baurecht für die neue Verbindungsstraße.

Die Städtische Verbindungsstraße auf dem Tunnel im Bereich zwischen Freibad und Phönixstraße im städtebaulichen Entwurf (beispielhaft an einem der dritten Preise aus dem Wettbewerb)

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Wer zahlt das Ganze?

Da der Wegfall der heutigen Verbindung durch den Bau der A 52 ausgelöst wird, ist der Bund für die Planung und den Bau eines Ersatzes verantwortlich. Der Bund muss eine sogenannte Ersatzverpflichtung leisten. Diese beinhaltet jedoch nur das Angebot, was auch heute an der B 224 besteht: Also zu großen Teilen keine Geh- und Radwege entlang der Straße.
Demgegenüber steht das Ziel der Stadt Gladbeck, nicht nur eine Verkehrsfläche für Autos zu bauen. Es soll ein öffentlicher Raum mit hoher Aufenthaltsqualität, durchgängigen und großzügigen Fuß- und Radverkehrsverbindungen und umfangreichen Querungsmöglichkeiten sowie viel Begrünung entstehen. Um eine gemeinsame Lösung zu finden, haben die Stadt Gladbeck und die Autobahn GmbH eine Planungsvereinbarung getroffen. Diese legt fest, dass die Autobahn GmbH im Auftrag der Stadt Gladbeck die Verbindungsstraße plant. Die Autobahn GmbH wiederrum hat für diese Aufgabe ein Fachplanungsbüro beauftragt. Für die Planung der Elemente, die über die Ersatzverpflichtung hinausgehen, erstattet die Stadt der Autobahn GmbH dann die entstandenen kosten.

Ich erinnere mich, dass auch irgendwo eine Brücke geplant wurde?

In der Vorentwurfsplanung wurde außerdem eine Variante mit einer Radverkehrsbrücke geplant, die über den Kreisverkehr an der Schützenstraße führt. Damit würde eine direkte Verbindung entstehen, ohne dass der gesamte Kreisverkehr umfahren werden muss. Auch diese Variante wird weiter betrachtet.

Bestehen noch weitere Fragen? Lassen Sie uns diese doch einfach wissen. Schreiben Sie dazu eine Email an 37gradnordost@stadt-gladbeck.de.